Übungsunternehmen

Übungsunternehmen – Ein besonderes Fach?

Das Fach Übungsunternehmen (bis 2014 Übungsfirmenarbeit) ist ein Kernfach der bayerischen Wirtschaftsschule und seit 2017 neben Deutsch, Englisch, Mathematik und BSK (Betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle) auch Abschlussprüfungsfach. Dieses Fach unterstreicht das besondere Profil der Wirtschaftsschule, da es in dieser Form an keiner anderen Schulart der weiterführenden Schulen unterrichtet wird.

Dabei werden die im Fach BSK erworbenen Kompetenzen im Übungsunternehmen praktisch angewendet und vertieft. Weitere Überschneidungen mit den Fächern Deutsch, Englisch und Informationsverarbeitung (Protokolle anfertigen, Werbeanzeigen erstellen, Geschäftsbriefe schreiben usw.) zeigen, dass an der Wirtschaftsschule fächerübergreifender und handlungsorientierter Unterricht ein wesentliches Merkmal ist.

Was ist ein Übungsunternehmen?

Ein Übungsunternehmen ist ein simuliertes Großhandelsunternehmen, welches die wesentlichen Geschäftsabläufe eines „echten“ Unternehmens wie in einem Labor an der Schule nachstellt. Die Lehrkräfte sind dabei in erster Linie Trainer und Ausbilder, die Schülerinnen und Schüler sind die Auszubildenden bzw. Sachbearbeiter.

An der Wirtschaftsschule Scheibner wird die Simulationssoftware Simtrade verwendet, welche folgende Module beinhaltet:

  • Warenwirtschaft und Lagerhaltung
  • Bestellwesen (Einkauf)
  • Auftragsbearbeitung (Verkauf)
  • Warenannahme und Warenversand
  • Online-Banking
  • Zahlungsüberwachung und Mahnwesen
  • Finanzbuchhaltung
  • Reklamationsmanagement
  • Werbeaktionen
  • Sortimentspflege, Preisgestaltung u.a.

Natürlich sind alle Kunden und Lieferanten fiktiv und wie die Waren und das Geld nur virtuell vorhanden. Mögliche betriebswirtschaftliche Fehlentscheidungen haben keine Auswirkungen auf die reale Welt, ein idealer „Sandkasten“ also, um die betrieblichen Prozesse und Abläufe zu erlernen und zu erfahren, wie ein Unternehmen funktioniert.

Logo eines unserer Übungsunternehmen

Wie läuft der Unterricht ab?

In der Regel wird eine Klasse einem Übungsunternehmen zugewiesen. In diesem Unternehmen arbeiten die Schülerinnen und Schüler zwei Jahre lang wie in einem schulinternen Praktikum entweder in der Abteilung Einkauf oder im Verkauf. Die Wochenstundenzahl beträgt vier Stunden, die normalerweise an einem Tag unterrichtet werden.

Jede Unterrichtseinheit beginnt mit einem kurzen Meeting, hier werden neue Abläufe, Sortimentsumstellungen, Preise und Konditionen oder Sonderaktionen mit den Schülerinnen und Schüler besprochen. Außerdem werden besondere Aufgaben und Projekte verteilt und die Tagesziele sowie wichtige Termine bekanntgegeben.

Nach dem Meeting begeben sich die „Sachbearbeiter“ an ihren Arbeitsplatz und bearbeiten einzeln oder im Team die anstehenden Anfragen, Bestellungen und Einkaufsvorgänge. Dabei hat jede Abteilung einen Abteilungsleiter / eine Abteilungsleiterin, die zusätzliche Aufgaben übernimmt und die Arbeit auf die Mitarbeiter optimal verteilt.

Am Ende der Unterrichtseinheit legen die Schülerinnen und Schüler ihre Belege ordnungsgemäß ab, sie schreiben einen Tätigkeitsbericht und räumen ihren Arbeitsplatz auf.

Das Fach Übungsunternehmen ist eng mit dem Fach Informationsverarbeitung verzahnt. Hier finden regelmäßige, gemeinsame Workshops zu Themen wie „Geschäftliche Korrespondenz“, „Forderungsmanagement und Mahnwesen“ oder „Werbeaktionen durchführen“ statt.

Wie werden Leistungsnachweise durchgeführt?

Im gesamten Schuljahr werden für gewöhnlich drei größere praktische Leistungsnachweise gefordert (ca. 1 Stunde). Zusätzlich werden kleinere praktische Tests (Arbeitsprobe) in der jeweiligen Abteilung zu einem bestimmten Thema durchgeführt. Durch die regelmäßige und engagierte Mitarbeit sind die Schüler in der Regel sehr gut vorbereitet auf diese praktischen Tests, so dass ein häusliches Lernen für die Tests nicht notwendig ist. Schriftliche Schulaufgaben wie in anderen Fächern gibt es im Übungsunternehmen nicht.

Die Schüler erhalten außerdem für jede Unterrichtseinheit eine Tagesbewertung, die ebenfalls als praktische Note in die Gesamtnote des Faches eingerechnet wird.

Wie sieht die Abschlussprüfung aus?

Die Schülerinnen und Schüler müssen sich zum Ende der 9. Klasse (vierstufige WS) bzw. zum Ende der 10. Klasse (zweistufige WS) entscheiden, ob sie im darauf folgenden Schuljahr entweder Mathematik oder Übungsunternehmen als Abschlussprüfungsfach belegen werden. Beide Fächer werden aber auch in der Abschlussklasse durchgehend unterrichtet und im Abschlusszeugnis wird nicht unterschieden, in welchem Fach die Abschlussprüfung durchgeführt wurde.

Die Abschlussprüfung im Fach Übungsunternehmen findet dann am Ende des letzten Schuljahres vor den schriftlichen Prüfungen statt und besteht aus zwei Teilen:

A. Praktische Prüfung (30 Minuten) und anschließendes Prüfungsgespräch; die Schülerinnen und Schüler müssen in der Regel einen Einkaufs- und/oder Verkaufsvorgang (oft mit Störungen oder Lieferproblemen) bearbeiten und ihre Entscheidungen / Handlungen dann in einem Gespräch erläutern.

B. Schriftliche Hausarbeit; die Schülerinnen und Schüler haben acht Wochen Zeit, eine ca. 15-seitige Hausarbeit zu einem bestimmten betriebswirtschaftlichen Thema und über ein bestimmtes Unternehmen zu schreiben, z.B. „Kundenorientierte Sortimentspolitik bei der BMW AG“. Die Schüler müssen dann ihre Hausarbeit in einem Gespräch (ca. 15 Min.) präsentieren.

Beide Teile werden mit jeweils max. 100 Punkten bewertet, die Gesamtpunktzahl ergibt dann die Prüfungsnote des Faches.

Noch mehr über das Fach Übungsunternehmen sowie den Lehrplan und die Prüfungen erfahren Sie hier:

https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/wirtschaftsschule/uebungsunternehmen